Wenn ich an gewisse Übersetzungsbüros sowie die sozioökonomischen Dynamiken der Kulturwelt allgemein denke, kommt mir oft der Film „No Country for Old Men“ in den Sinn: Wissen und Weisheit der Älteren sowie gut ausgebildete junge Leute mit gesundem Menschenverstand werden oft vom Wahnsinn einzelner chaotischer Individuen übermannt.
Viele definieren diese Unternehmer als zu gierig, um zum Wachstum der Gesellschaft beitragen zu können, und zu spontan und unmittelbar, um länger bestehen zu können. Meiner Meinung nach zeugt die Skrupellosigkeit einer Unternehmensführung, die sich vom faszinierenden Wunsch nach Gewinnmaximierung um jeden Preis verleiten lässt, von einer kulturellen Kluft, der man mit alternativen Unternehmensformen entgegenzutreten hat, ohne sich auf eine einfache Kritik oder eine stillschweigende Annahme zu beschränken. Wir können die „Haie“ nicht aus dem „Haifischbecken“ nehmen. Wir können aber für die Zukunft alternative Unternehmen aufbauen, die stark und einflussreich genug sind, um auch nach dem Fall der Kolosse auf tönernen Füßen weiter zu bestehen und weiter zu wirken.
Meine Tätigkeit als Geschäftsführer mehrerer Übersetzungsgesellschaften führt mich immer wieder mit Unternehmern aus den Geschäftsbereichen Sprachdienste, Kommunikation und Bildung zusammen, die eigentlich als Vertreter dieser „Welt der Kultur“ gelten sollten. Was mich bei diesen Zusammenkünften oft am meisten überrascht ist ihr Tunnelblick, der viele von ihnen dazu verleitet, ausschließlich des Geldes wegen Geschäfte zu machen.
Natürlich versuchen wir alle, unsere Grundbedürfnisse zu stillen und all die kleinen oder größeren Mängel an Zuwendung und Selbstwertgefühl mit materiellen Dingen zu kompensieren; die zunehmende Verbreitung von vereinfachten Unternehmensmodellen, die sich auch auf Führungsebene in der Kulturwelt manifestiert, scheint jedoch vielmehr auf einen gesellschaftlichen Mangel an Intelligenzija zurückzuführen zu sein.
Die negativen Auswirkungen dieser unternehmerischen Kurzsichtigkeit betreffen meiner Meinung nach nicht so sehr den vielfach verteufelten Preiskampf, der in einer stark globalisierten Welt oft auf mildernde Umstände, wenn nicht sogar auf Rechtfertigung trifft. Vielmehr fürchte ich die Verbreitung von improvisierten und wenig strukturierten Übersetzungsagenturen ohne jeden gesellschaftlichen Beitrag, der ihrem Tun einen tieferen Sinn verleihen würde.
Sehen wir uns einige negative Auswirkungen dieser unternehmerischen Kurzsichtigkeit im Bereich Übersetzungs- und Kommunikationsleistungen nun genauer an:
Halbherziges Management
Wie ich im Laufe meiner Tätigkeit feststellen konnte, schlägt sich diese engstirnige Anschauung oft in einer Halbherzigkeit und Willkürlichkeit nieder, die ganze Agenturen durchdringt. Es ist vorgekommen, dass meine Gesellschaften Übersetzungsdienste von anderen Agenturen angekauft haben und dabei mit Projektmanagern zu tun hatten, die sich der technischen und sprachlichen Anforderungen eines Übersetzungsprojekts in keiner Weise bewusst waren. Einfach deshalb, weil ihnen die entsprechende Ausbildung fehlte. Vor allem aber auch, weil ihnen der Auftrag erteilt wurde, zu einem höchstmöglichen Preis zu verkaufen, ohne infolge natürlich auf Reklamationen und Beschwerden hinsichtlich der geringen Qualität zu antworten.
Ausbeute freiberuflicher Mitarbeiter
Das geringe gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein, das von der Führungsspitze der Unternehmen diktiert wird, zeigt sich auch in der Tendenz vieler Agenturen, die Sprachleistungen an außenstehende freiberufliche Mitarbeiter abzugeben, ohne gezielte Strategien zur Qualitätskontrolle umzusetzen. Es wird in jeder Hinsicht vermieden, internes Personal anzustellen, da dies zu gefährlichen Fixkosten führen würde. Es ist einem Sprachdienstleister natürlich nicht möglich, auf für wenig gefragt Sprachen internes muttersprachliches Personal anzustellen; für die gängigsten Sprachen ist die Bildung eines internen Teams aber wirtschaftlich tragfähig, ganz zu schweigen davon, dass diese Personalpolitik zweifelsohne für eine höhere gesellschaftliche Sicherheit des Arbeitnehmers und einen enormen Vorteil in Sachen Qualität garantiert; internes Übersetzungspersonal kann vom Unternehmen einfacher geschult und sensibilisiert werden, außerdem sind die Mitarbeiter zu festgelegten Arbeitszeiten verfügbar – eindeutig positive Aspekte, die bei der Zusammenarbeit mit externen freien Mitarbeitern kaum realisiert werden können.
Finanzielle Fragilität
Die Fragilität dieser Übersetzungsagenturen, deren einziges Ziel es ist, den Markt in kürzester Zeit so rasch wie möglich „abzugrasen“, wird auch an deren häufiger Zahlungsunfähigkeit sichtbar. Diese Probleme sind ihrerseits auf die zahlreichen Zahlungseinstellungen zurückzuführen, für die sich viele unzufriedene Kunden bei Beanstandung der Qualität der gelieferten Dienstleistungen entscheiden. Oft entstehen sie auch aus Unternehmenspolitiken, die auf ein skrupelloses Wachstum abzielen und dabei oft den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Nicht zu vergessen sind jene Business-Haie, die in Krisenzeiten einen kunstvollen Konkurs einleiten, der ausschließlich zu Lasten der Gläubiger geht. Nachdem das Schuldenbarometer so ganz einfach wieder auf null gesenkt wurde, kann unser Hai sich, fast and furious, zu entfernteren Horizonten aufmachen.
Zu guter Letzt muss aber gesagt werden, dass es vielen Unternehmen gelungen ist, nachhaltig zu wachsen, und dass es uns allen offen steht, neue und intelligente Geschäftswege zu finden. Lesen Sie doch mal mehr darüber, wie es der Studio Moretto Group und ihren Übersetzungsunternehmen der SMG Languages gelungen ist, dieses Abenteuer zu bestehen!