Abgesehen von den gewohnten technischen und rechtlichen Übersetzungen, die in den verschiedenen Handels- und Industriesparten immer wieder anfallen, wenden sich Kunden oft auch mit dem Wunsch nach einem Dolmetschservice an ihr Übersetzungsbüro. Die vielen Möglichkeiten, die dieser Service in all seinen Varianten bereithält, sind den meisten „Outsidern“ dabei jedoch selten bekannt. Wir wollen daher einen Einblick in die verschiedenen Arten des Dolmetschen geben und zeigen, für welche Umstände und welchen kommunikativen Kontext sie sich jeweils am besten eigenen.

Beginnen wird mit einer ersten Definition des Begriffs „Dolmetschen“ (oft auch sehr allgemein als „mündliches Übersetzen“ bezeichnet) sowie mit der Beschreibung der kommunikativen Aufgaben und Kompetenzen des Dolmetschers bzw. der Dolmetscherin.

Dolmetschen gilt als System für die mündliche oder mittels Gebärdensprache stattfindende Kommunikation zwischen Gesprächspartnern, die unterschiedliche Sprachcodes beherrschen. Die Tätigkeit des Dolmetschens verlangt vom Dolmetscher daher nicht nur eine ausgezeichnete Beherrschung der Fremdsprache und der eigenen Muttersprache sondern auch ein tiefgreifendes Wissen um den kulturellen Kontext, in dem die Kommunikation stattfindet. Der Dolmetscher übt seine Arbeit in Echtzeit aus und steht dabei in engem Kontakt sowohl mit dem Sender als auch dem Empfänger: Er hat als überaus wenig Zeit, um nachzudenken und die Botschaft sinngemäß und stilistisch angemessen zu übertragen.

Die Tätigkeit des Dolmetschens, die je nach Bedingungen und technischer Ausstattung variieren kann, gliedert sich prinzipiell in drei Phasen, die ihrerseits ein „Kommunikationsdreieck“ bilden. Zu Beginn steht die Phase des Zuhörens, während der der Dolmetscher in der Ausgangssprache jene Informationen aufnimmt, die er dann in die Zielsprache zu übertragen hat. Darauf folgt die Phase des Verstehens und Analysieren, in der der Dolmetscher die zu übertragende Information versteht und verarbeitet. Abschließend steht dann die Phase des Neuformulierens, in der der Dolmetscher die Information wortgetreu, vollständig und genau wiedergibt.

Es gibt verschiedene Dolmetscharten: Simultandolmetschen, Konsekutivdolmetschen, Flüsterdolmetschen, Gesprächsdolmetschen und Telefondolmetschen.

Simultandolmetschen

Bei dieser Art des Dolmetschens erfolgt die Verdolmetschung fast zeitgleich mit der Rede oder dem Gesprächsverlauf. Der Begriff „simultan“ bezieht sich dabei auf die Tatsache, dass zwei Tätigkeiten – Hören und Sprechen – zur gleichen Zeit ausgeübt werden. Die Verdolmetschung erfolgt „fast gleichzeitig“, da zwischen den Äußerungen des Redners in der Ausgangssprache und denen des Dolmetschers in der Zielsprache immer ein gewisser zeitlicher Abstand besteht, der als Décalage (Verschiebung) bezeichnet wird. Diese Décalage ist direkt von den morphologisch-syntaktischen Unterschieden zwischen der Ausgangs- und der Zielsprache abhängig. Beim Simultandolmetschen sitzt der Dolmetscher in einer fest montierten oder mobilen schallisolierten Dolmetschkabine, die über ein Schaltpult verfügt. An diesem Schaltpunkt sind Kopfhörer angeschlossen, über die der Dolmetscher dem Redner zuhören kann. Seine Verdolmetschung spricht der Dolmetscher dann in ein Mikrofon, das sie an die Kopfhörer des Publikums weiterleitet. Es ist außerdem wichtig, dass der Dolmetscher den Redner von seiner Kabine aus gut sehen kann. Aufgrund der hohen psychischen (Konzentration) und physischen (Stimme) Belastung arbeiten Dolmetscher in Teams von mindestens zwei Personen, die sich im Laufe des Arbeitstages immer wieder abwechseln. Der größte Vorteil des Simultandolmetschens liegt vor allem darin, dass für die Verdolmetschung weniger Zeit in Anspruch genommen wird und es so zu keinen zeitlichen Verzögerungen kommt.

Konsekutivdolmetschen

Bei dieser Art des Dolmetschens erfolgt die Verdolmetschung, nachdem der Redner seinen Vortrag zur Gänze oder teilweise abgeschlossen hat. Während der Redner spricht, macht sich der Dolmetscher mit Hilfe seiner Notizentechnik Aufzeichnungen, um den abstrakten Inhalt des Vortrags festzuhalten und auf Grundlage dieser Notizen dann eine gestraffte und gut strukturierte zielsprachliche Fassung zu produzieren. Die Aufgabe des Dolmetschers beschränkt sich also nicht nur auf das eigentliche Verstehen der Sprache, sondern umfasst auch die Speicherung der Kernbotschaft. Auch wenn der Dolmetscher also eine kompakte Übersetzung liefert, liegt der Nachteil beim Konsekutivdolmetschen darin, dass die Vortragszeit wesentlich verlängert wird: Nachdem der Redner seine Rede abgeschlossen hat, muss der Dolmetscher das Gesagte in der Zielsprache neu formulieren.

Flüsterdolmetschen (Chuchotage)

Das Flüsterdolmetschen (Chuchotage) gilt als Variante des Simultandolmetschens. Der Dolmetscher sitzt neben den Zuhörern und flüstert ihnen die Verdolmetschung zu. Der Vorteil dieser Dolmetschart liegt darin, dass sie ohne technische Hilfsmittel, wie Dolmetschkabine, Kopfhörer und Mikrofon, auskommt. Nichtsdestotrotz eignet sich das Flüsterdolmetschen nur für wenige Zuhörer (normalerweise zwei oder drei). Darüber hinaus ist die Chuchotage aufgrund der fehlenden schallisolierten Kabine und den oft schlechten akustischen Bedingungen überaus anstrengend und somit zeitlich nur begrenzt möglich.

Gesprächsdolmetschen

Bei dieser Art des Dolmetschens prägt sich der Dolmetscher kurze Gesprächsabschnitte in der Ausgangssprache ein und überträgt sie dann in die Zielsprache. Das Gesprächsdolmetschen eignet sich vor allem bei beruflichen Sitzungen und Meetings sowie Vertragsvereinbarung und geschäftlichen Verhandlungen, an denen eine begrenzte Anzahl an Personen teilnimmt.

Telefondolmetschen

Hierbei handelt es sich um eine Form des Ferndolmetschens, für die ein Telefon mit Lautsprechfunktion nötig ist: der Dolmetscher nimmt an dem Telefongespräch teil und unterstützt die Gesprächspartner bei der Kommunikation. Diese Form des Dolmetschens wird vor allem für einfache geschäftliche Verhandlungen mit Kunden oder Lieferanten im Ausland verwendet.

Es sollte also je nach räumlicher Umgebung, Teilnehmeranzahl, verfügbarem zeitlichem Rahmen und technischer Ausstattung immer gezielt entschieden werden, welche Dolmetschart für die jeweilige Situation am besten geeignet ist.

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