Wenn man sich mit der italienischen Sprache auseinandersetzt, stolpert man oft über Wortkombinationen wie „dizionario monolingue“, „dizionario bilingue“ oder „traduzione multilingue“.
Ganz gleich, ob man gerade an der italienischen Übersetzung eines Textes arbeitet oder sich auf eines der vielen Sprachzertifikate für Italienisch als Fremdsprache vorbereitet, der korrekte Gebrauch der Adjektive monolingue, bilingue, trilingue, plurilingue usw. macht nicht nur Anfängern zu schaffen.
Zuallererst ist darauf hinzuweisen, dass die Einzahl für alle oben genannten Adjektive mit „-lingue“ endet, und nicht etwa mit „-lingua“. Die Form „monolingua“ darf ausschließlich als – äußerst seltenes – Substantiv verstanden werden und trägt als solches die Bedeutung von „Sprache oder Stil, die oder der als einmalig und einheitlich gilt, wie zum Beispiel die italienische Hochsprache italiano aulico“ (so das linguistische Wörterbuch der italienischen Sprache „Grande Dizionario Italiano dell’uso“, das von Prof. Tullio de Mauro, derzeit Dozent für Allgemeine Linguistik an der Universität Rom, herausgegeben wird). Es ist deshalb falsch, von einem „dizionario monolingua“ zu sprechen, obwohl dieser linguistische Fauxpas oft auch von italienischen Muttersprachlern begangen wird – und das nicht nur in den Klassenzimmern.
Richtig schwierig wird es aber dann, wenn man sich auf die Suche nach der korrekten Mehrzahl macht: „monolingue“ oder „monolingui“? Wenn der Singular dieser Adjektive also wirklich auf „-lingue“ endet, dann müsste der Plural doch eigentlich unverändert bleiben … oder lautet die richtige Pluralendung vielleicht doch „-lingui“? Eine Antwort auf diese Fragen zu geben, ist gar nicht so einfach.
Die Rubrik „Scioglilingua“ (zu deutsch etwa: Zungenbrecher) des italienischen Nachrichtenportals Corriere della Sera.it versucht mit einem eigenen Artikel neues Licht auf diese Frage zu werfen. Unter den vielen zitierten Quellen fällt vor allem jene Diskrepanz auf, die zwischen der Online-Version des Wörterbuchs „Treccani“ (in der das Adjektiv als unvariabel definiert wird) und dessen Buchausgabe (die das Beispiel „dizionari bilingui“ anführt) herrscht.
Tullio de Mauro selbst spricht in seiner Abhandlung über die linguistischen Tendenzen der Gegenwart, die in der Online-Enzyklopädie Treccani veröffentlicht wurde, von „Stati plurilingui“ und „fasce di popolazioni trilingui“ und unterstützt so die zweite Hypothese.
Die italienische Sprachgesellschaft Accademia della Crusca versucht ebenfalls, eine Antwort zu geben, und stellt die in linguistischer Hinsicht renommiertesten Quellen (Treccani, Devoto Oli, Zingarelli, Sabatini Coletti) in einem Vergleich gegenüber: das sich daraus ergebende Bild ist zweideutig und geteilt. Einige Quellen sprechen von einer Invariabilität des Adjektivs (so zum Beispiel Sabatini Coletti), andere empfehlen die Pluralform „-lingui“, während der Zingarelli beide Versionen zulässt, ohne sich für eine zu entscheiden.
Die Rechtschreibprüfung von Word hingegen behandelt das Adjektiv im Singular und Plural gleich. Und die Moral von der Geschicht‘? Bevor ein Text voreilig veröffentlicht wird, sollte er immer einer genauen Korrektur unterzogen werden. Denn die Tücken der Sprache verstecken sich oft dort, wo man sie am wenigsten erwartet.